Warum wippe ich rhythmisch mit dem Oberkörper?
Es ist kein Symptom von Vernachlässigung, Vereinsamung oder Isolationshaft. Ich habe auch keinen Tick, den ich zur Entspannung brauche. Zumindest in meinem Kopf bin ich das, was man als normal bezeichnet.
Es ist ein Symptom der Unterstützung der Atmung, die nicht ausreichend funktioniert. In Ruhe benötige ich Muskeln, die ein „normaler“ Mensch nur bei körperlicher Anstrengung benutzt – die sogenannte Hilfsmuskulatur der Zwischenrippenmuskulatur.
Trotzdem reicht das oft nicht aus, und ich muss meine Atmung durch Wippen des Oberkörpers verstärken. Dabei werden Muskeln im Körper aktiviert, wie die im Nacken, den Schultern und dem Oberkörper, um die Atemarbeit zu unterstützen. Wenn ich es übertreibe, treten interessanterweise nur auf der linken Seite Schmerzen auf, die bis in den Kopf ausstrahlen und mehrere Tage anhalten können.
Wenn ich flach im Bett liege, fällt mir das Atmen am leichtesten. Dabei kann ich auch kurz einnicken. Für das Schlafen reicht dies jedoch nicht aus. Deshalb benötige ich ein Beatmungsgerät. Das Beatmungsgerät verstärkt meine eingeschränkte Eigenatmung und wenn der Atemantrieb komplett versagt, pumpt die Maschine über die Gesichtsmaske im voreingestellten Rhythmus Luft in die Lungen.
Dies ist für jemanden mit einer inkompletten Querschnittslähmung im Halsbereich (C2), wie mich, ein günstiger Zustand. Viele Menschen mit dieser Verletzung benötigen rund um die Uhr eine invasive Beatmung (durch einen künstlichen Luftröhren-Zugang) oder nicht-invasive Beatmung (über eine Maske) oder einen Phrenicus-Nerven-Schrittmacher. (Stimulation durch elektrische Impulse)
Für mich ist der Schrittmacher in der Regel nur mehr eine Backup-Maßnahme und die Übertragungsspulen werden nur im Notfall durch die Fachpflege angelegt und dann aktiviert.