Tiefdruckkrise

Der gestrige Tag war wieder einmal einer zum Vergessen.

Den ganzen Tag verbrachte ich müde im Bett. Abends erwachten dann doch noch meine Lebensgeister. Ich bat meine Pflegekraft um Unterstützung, um vom Bett in den Rollstuhl zu gelangen. Bevor ich ins Bad rollte, verspürte ich den Drang, mich auf den Leibstuhl zu setzen. Nach getaner Arbeit wollte ich neuerlich ins Bad rollen. Doch an der Tür spürte ich erste Anzeichen eines Kreislaufkollapses.

Mit starker Unterstützung konnte ich mich noch rechtzeitig ins Bett retten. Nachdem ich mich von dem Schreck erholt hatte, dachte ich daran, dass ich mich ja nun auf meine Schwächen konzentrieren musste, um eine Rechtfertigung für mein bisheriges Pflegesystem zu haben. Deshalb ließ ich meinen Blutdruck messen, mit dem Ergebnis von 60 zu 40.

Also vorerst war an „Aufstehen“ nicht zu denken. Eine halbe Stunde später wagte ich einen neuen Versuch. Aber diesmal ließ ich vorher den Blutdruck messen. Die Werte waren 80 zu 60, also auch nicht besonders ermutigend. So verbrachte ich den restlichen Abend im Bett.

Ein niedriger Blutdruck, auch Hypotonie genannt, tritt bei mir häufig und manchmal sehr plötzlich auf. Dies liegt an einer fehlenden Regulierung durch das autonome Nervensystem – bei hoher Querschnittslähmung nicht ungewöhnlich.

Dieses Symptom hat mir schon einen Handwurzelbruch beschert. Damals ging ich, als Training mit zwei Vierpunktgehstöcken, zwei Meter vom Rollstuhl zum Balkongeländer und zurück. Einmal verspürte ich, wie aus heiterem Himmel, erste Anzeichen für einen Kollaps. Ich brauchte mich aber nur noch umdrehen, um erfolgreich im Elektrorollstuhl Platz nehmen zu können. Doch der Erfolg war mir nicht gegönnt. Beim Niedersetzen traf ich die Armlehne des Rollstuhls, kippte auf die falsche Seite und landete auf dem Boden. Das Training für den restlichen Sommer war gelaufen.

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